Antwort des Verbands der Kranken- und Behindertenfahrdienste NRW e. V. auf die gemeinsame GKV-Presseerklärung vom 09.07.2025
Lüdenscheid, 10.07.2025 –
Mit scharfer Kritik reagieren die gesetzlichen Krankenkassen auf die heutige Protestaktion des Verbands der Kranken- und Behindertenfahrdienste NRW e. V. (VdKBf) vor dem Düsseldorfer Landtag. Dabei offenbart die GKV-Pressemitteilung nicht nur ein bedenkliches Verständnis von demokratischem Protest – sondern auch eine gefährliche Distanz zur Realität im Versorgungssystem.
„Wer unser Verhalten als Streik brandmarkt, hat entweder unsere Aktion nicht verstanden – oder will gezielt ablenken.“
Keine Eskalation, sondern Verantwortung
Der Verband stellt klar: Die Aktion war weder ein Streik noch eine Blockade, sondern eine klar begrenzte, bewusst vorbereitete und mit Polizei und Behörden abgestimmte Mahnwache.
Von rund 750 Fahrzeugen (600 Spezialfahrzeuge) in NRW wurden lediglich 50 symbolisch entsendet, um auf die strukturelle Benachteiligung der Branche aufmerksam zu machen – ohne die Versorgung in irgendeiner Weise zu gefährden.
„Wir haben mit Augenmaß protestiert – und dabei sichergestellt, dass kein Patient im Stich gelassen wird. Wer das als unverantwortlich bezeichnet, kennt offenbar unsere Realität nicht.“
Wirtschaftlich am Limit – moralisch unter Druck
Die Behauptung, der Verband fordere eine „Verdoppelung der Vergütung“, ist falsch und irreführend. Die Forderung basiert auf tatsächlichen Kostenentwicklungen: Mindestlohnsteigerung, Nachtzuschläge, Inflation, Personalbindung, Fahrzeug- und Versicherungskosten – alles Faktoren, die in den bisherigen GKV-Verträgen unzureichend abgebildet sind.
Die Aussage, es gäbe „keinen Handlungsanlass“, ignoriert die Versorgungslage in vielen Regionen, in denen Fahrdienste bereits jetzt Aufträge absagen müssen, weil der Betrieb bei den aktuellen Vergütungssätzen nicht mehr wirtschaftlich möglich ist.
“Fällt der Krankenfahrdienst für Tragestuhl- oder Liegendtransporte weg, bleibt nur noch der Rettungsdienst – und genau das geschieht bereits heute vielerorts täglich. Nicht, weil es medizinisch notwendig wäre, sondern weil es keine Alternativen mehr gibt. Die Kassenpolitik zwingt das System zu einer Lösung, die teurer, ineffizienter und falsch ist.“
Systemrelevanz ohne Anerkennung – das wahre Problem
Was die Krankenkassen mit keinem Wort erwähnen: Ohne Krankenfahrdienste bricht die Transportkette im Gesundheitswesen zusammen. Denn wenn kein BTW- oder LMW-Fahrzeug mehr fährt, bleibt nur noch der Rettungsdienst – und der ist weder günstiger, noch immer verfügbar.
„Wir bringen schwerkranke Menschen zur Dialyse, zur Chemo, zur Bestrahlung – mit zwei Personen, Tragestuhl oder Liegendtransport. Wenn diese Leistung schlechter bezahlt wird als ein Flughafentransfer per Taxi, läuft etwas gewaltig schief.“
Der Verweis der Krankenkassen auf § 133 SGB V und Beitragssatzstabilität mag juristisch korrekt sein – aber er ersetzt keine menschliche Realität. Was nützt ein stabiler Beitragssatz, wenn niemand mehr zur Chemo, Dialyse oder Strahlentherapie kommt?
Faktencheck statt Framing
• Der VdKBf wurde über Monate hinweg nicht in die Rahmenvertragsverhandlungen eingebunden.
• Ein interner E-Mail-Leak aus dem Frühjahr 2025 belegt, dass die Kassen diese Ausgrenzung strategisch betrieben haben.
• Die derzeitigen Rahmenverträge mit Taxi-Verbänden gelten größtenteils für völlig andere Leistungsbereiche, die mit Tragestuhl-, Liegend- oder Rollstuhltransport nicht vergleichbar sind.
• Die aktuell gültigen Einzelverträge in WL laufen nur noch bis 31.12.2025 – eine vorausschauende Neuregelung ist also längst überfällig.
„Wenn wir wirtschaftlich nicht mehr fahren können, trifft das nicht uns zuerst – sondern die Schwächsten. Alte, Kranke, Menschen mit Behinderung.“
Unsere Botschaft: Redet mit uns – nicht über uns
Der Verband steht weiterhin zu ernsthaften, fairen Verhandlungen bereit. Aber er lässt sich nicht länger ignorieren, diffamieren oder ausbremsen.
„Wir sind keine Tarifrebellen – wir sind Systemerhalter. Und genau deshalb setzen wir heute ein Zeichen. Nicht gegen die Kassen. Sondern für unsere Patienten.“
Verantwortlich für diese Pressemeldung:
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